Viele leiden an Theoneitis
- Misar
- 19. Juli
- 4 Min. Lesezeit

Neulich habe ich mal wieder einem Podcast gelauscht und unter anderem kam die Krankheit Theoneitis zur Sprache und welche Ursachen und Auswirkungen sie hat. In vielem habe ich mich wiederentdeckt (jedenfalls mein altes Ich) und lies meinen Krankheitsverlauf noch einmal Revue passieren.
Bis ich 28 Jahre alt war, litt ich massiv unter Theoneitis und ohne die tieferen Ursachen davon benennen zu können, war mir klar, dass ich etwas ändern musste. Das Leid war einfach zu groß und gipfelte in meiner letzten Beziehung, die im Jahr 2000 zu Ende ging. Das hat mich völlig zu Boden gerissen und ich musste mein Leben erst einmal wieder auf die Spur bringen.
Massiv angetrieben von den Symptomen, geriet ich auf die völlig falsche Bahn. Nein, ich bin nicht ins Drogenmilieu abgerutscht, obwohl Theoneitis auch eine Hormon-Drogenkomponente hat.
Wer es noch nicht erkannt hat: Theoneitis ist ein Wortspiel und steht für The One it Is, also die krankhafte Suche nach dem oder der Einen, um das eigene Leben zu retten. Gehört habe ich das ganze in einem Gespräch mit Klaus Thiele und fand die Wortspielerei witzig und auch passend, da es sich ja wirklich um eine Art Krankheit - also eine „itis“ - handelt. Doch zurück zu meinem Werdegang:
Nachdem die ersten 30 Jahre quasi aus Herzschmerz bestanden, wurde mir mit 29 Jahren klar, dass sich was ändern muss. Das habe ich dann auch gemacht - natürlich nicht alleine - und mir unter anderem diese Thematik genauer angeschaut. So merkte ich schnell, dass ich mich in diese emotionale Falle nicht mehr begeben darf und das habe ich dann auch mehr oder weniger erfolgreich gelöst. Daraus entstand meine heutige Ehe mit zwei tollen Kindern, die noch immer beständig ist und sehr gut funktioniert.
Woher kommt diese Krankheit?
Natürlich kann ich nur meinen eigenen Werdegang beurteilen und hier ganz klar erkennen, dass mir das männliche Vorbild in jungen Jahren gefehlt hat. Meine Mutter hat - so wie viele alleinerziehende Mütter das tun - mir natürlich immer erzählt, dass Männer nett und verständnisvoll sein müssen, aber die meisten Männer natürlich Testosteron gesteuerte Idioten sind - speziell mein Vater. Geprägt von der Leidensgeschichte der Mutter, fängt man dann an, ein - aus meiner Sicht - völlig falsches Bild zu leben. Was man glaubt verstanden zu haben ist, dass man immer lieb und nett sein muss und seine Bedürfnisse hinten an zu stellen hat. Und so fällt man in diesen Theoneitis Modus. Die gesamte Illusionsindustrie von Kirche über Märchen bis hin zum Film verfestigt das ganze dann noch zusätzlich und schon ist man chronisch krank.
Spannend fand ich in diesem Zusammenhand auch, dass meine Mutter mir natürlich immer erzählt hat, dass sie sich einen liebevollen Mann wünscht - war dann aber nur mit den allergrößten Machos unterwegs, die dann ganz schnell - wen wundert‘s? - wieder Idioten waren. Irgendwie seltsam, oder?
Auch wenn es heut zu Tage nicht mehr politisch korrekt ist, glaube ich, dass die klassische Rollenverteilung in der Natur des Menschen liegt und in der Regel am Besten funktioniert. Der Mann ist der Fels in der Brandung, in der Stärke seiner Selbst und vor allem der Versorger.
Die Frau ist die emotional starke, die sich um das Rudel kümmert, für geordnete Verhältnisse sorgt und letztendlich das Oberhaupt der Familie ist, auch wenn sie den Mann im Glauben lässt, dass er das sei. Soll nicht heißen, dass das nicht auch zwischen den Geschlechtern variieren darf, aber ich glaube im Grunde ist diese Verteilung stark verankert. Selbst wenn es in der ein oder anderen Beziehung genau umgedreht ist - ich glaube jeder braucht seine Rolle, die ihm gehört. Die komplette Verschmelzung funktioniert aus meiner Sicht überhaupt nicht.
In vielen Gesprächen mit Frauen kommt doch immer wieder raus, dass sie sich im Grunde einen emotional starken Mann wünschen, der souverän ist und die Familie versorgen kann. Was sie definitiv nicht braucht, ist ein weinerliches Weichei, was ihnen andauernd sagt wie sehr er sie brauche und das ohne sie nichts geht - also quasi mein altes Ich. Genau so wenig braucht sie einen Typ, der aufgrund falscher Vorbilder anstatt ins weinerliche zu verfallen, cholerisch, emotional kalt oder gar gewalttätig wird. Alles nur Symptome der emotionalen Unreife und Abhängigkeit.
Natürlich gilt das umgedreht genauso. Männer möchten eine Frau, sie souverän ist, die für sich einsteht und nicht weinerlich andauernd Stütze braucht oder kreischend die Kontrolle verliert.
In einer Beziehung muss jeder für sich selbst stehen und darf nicht gleich umfallen, wenn der andere vielleicht mal ein kleines bisschen Abstand nimmt. Natürlich darf man in einer Beziehung auch hin und wieder den anderen brauchen - dafür ist man ja füreinander da. Nur wenn dieser Zustand dauerhaft ist, führt es immer ins Unglück.
Ein Psychologe hat das sinngemäß mal so formuliert: „Die Frau konkurriert immer mit der Souveränität des Mannes.“ Ich würde das allgemeiner formulieren: „In einer gesunden Beziehung konkurriert man jeweils um die Souveränität des anderen.“ Soll heißen, dass jeder für sich alleine steht, der Partner das schätzt und bemüht ist, seinen Teil einzubringen, damit es dem anderen mit ihm oder ihr zusammen besser geht als alleine. Aus meiner Sicht die Formel für eine glückliche und langlebige Beziehung.
Bleibt gesund und wach
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