Aktuell lese ich das Buch “Schöpfer der Wirklichkeit” von Dr. Joe Dispenza. Leider komme ich zur Zeit recht wenig zum Lesen, so dass ich erst in der Mitte angekommen bin, aber ich glaube ich kann es jetzt schon empfehlen. Im ersten Drittel wird der Aufbau des Gehirns und dessen Funktion recht detailliert beschrieben - für meinen Geschmack etwas zu detailliert. Die Grundlagen davon waren mir schon bekannt und zu sehr ins Detail hätte man hier nicht gehen müssen, aber viele andere finden das sicherlich sehr spannend. Ist auf jeden Fall gut verständlich geschrieben und erweitert den Horizont. Es geht um die Funktionsweise des Gehirns und wie wir lernen und Erfahrungen bilden. Hatte vor mehreren Jahren das Buch “Stroh im Kopf? Vom Gehirn-Besitzer zum Gehirn-Benutzer” von Vera F. Birkenbihl gelesen und fühlte mich teilweise sehr stark daran erinnert.
Wie lernen wir?
Es ist ja schon seit Jahrzehnten bekannt, dass die Methode “Pauken bis der Arzt kommt” nur bedingt was bringt. Bezeichnungen wir “Bulimie-Lernen” (Lernstoff reinfressen, in der Prüfung ausspucken und dann vergessen) umschreiben diesen Zustand recht gut. Mal ganz ehrlich: Wer braucht denn heute noch die ganzen Fachbegriffe, die er in der Schule und im Studium alle lernen und können musste. Das meiste hat man doch quasi direkt nach der Arbeit, Prüfung oder der Klausur wieder vergessen. Diese Art des Lernens bringt doch recht wenig. Viel besser funktioniert das “Erfahren” von Dingen im Zusammenspiel mit Reizen auf allen möglichen Sinnesebenen. Ist für mich auch völlig einleuchtend. Wenn ich mir zum Beispiel vorstelle, ich sitze über einem Physikbuch und es wird versucht, mir den Flaschenzug theoretisch näher zu bringen, ist das für mich sehr zähflüssig und unspannend. Wenn ich aber eine bis unter den Rand mit Honigwaben gefüllte Bienenbeute anheben muss und dort dann einen Flaschenzug nutze, um das ganze von A nach B zu transportieren, dann ist das ganze sehr gut verpackt. Gepaart mit der Sonne, dem angenehmen Duft und dem erfreulichem Gefühl, die Beute sicher und ohne allzugroße Anstrengung transportiert zu haben (und nicht gestochen worden zu sein), verankert das Wissen zehnmal besser. Jeder Gedanke in der Zukunft an einen Flaschenzug wird mir diese Erinnerung wieder in den Sinn rufen (mit den Gefühlen, den Gerüchen und vielem mehr).
Ich für mich konnte das sehr gut feststellen, als ich 2015 plante mit meiner Familie für ein halbes Jahr nach Schweden zu gehen. Damals habe ich mir ein Programm im Internet rausgesucht, um Schwedisch zu lernen. Das witzige an dieser Methode war, dass es nur über Sprache, Bilder und Text lief - und alles nur in Schwedisch. Das funktionierte echt MEGA - viel besser, als das ganze Vokabelpauken in der Schule damals. Mit Französisch habe ich mich damals wirklich schwer getan, mit Englisch dagegen gar nicht. Rückblickend betrachtend lag das höchstwahrscheinlich daran, dass ich sehr an englischer Musik interessiert war und dementsprechend die Sprache jeden Tag andauernd hörte. Aber zurück zu Schwedisch - selbst heute noch, wo ich kaum noch in Schweden bin, weiß ich noch unglaublich viel von dieser Sprache. Sicher war die Vertiefung vor Ort mit den Muttersprachlern und den vielen Erlebnissen auch maßgeblich daran beteiligt. So funktioniert lernen auf jedenfall deutlich besser. Wie ich mal so treffend in einem Vortrag gehört habe: Ein 80-jähriger wird sich schwer tun, Chinesisch zu lernen. Wenn er aber frisch verliebt in eine Chinesin ist, wird das ganze wie von selbst funktionieren. Selbst mit 80 Jahren. Das erLEBEN ist einfach das wichtigste und auch dass, was das Leben ausmacht. So lernen wir wirklich gut. Ich habe in dem Buch von Dr. Joe Dispenza folgende Zeilen über vergangene Erlebnisse gelesen:
“Das damals aktivierte neuronale Netz generiert eine bestimmte geistige Einstellung und setzt die damit verbundenen Chemikalien frei, wodurch der Körper sich wieder so fühlt wie damals, als das Ereignis geschah. Das mag erklären, weshalb manche Menschen so gerne über die “gute alte Zeit” reden. Sie lieben es, die Gefühle ihrer vergangenen guten Tage wachzurufen, weil sich in der Gegenwart vielleicht nichts Neues oder Anregendes ereignet. Sie entfliehen damit Ihrer Langeweile.” (Schöpfer der Wirklichkeit von Dr. Joe Dispenza)
Als ich das las, klingelte es bei mir. Hatte ich nicht gerade einige Erlebnisse aus der Vergangenheit als unglaublich beschrieben, da ich alte Musikstücke gehört und weil sich alte Freunde mal wieder gemeldet hatten. Das passt ja quasi wie A…. auf Eimer! Heißt das jetzt im Umkehrschluss, dass mein aktuelles Leben langweilig ist bzw. aus zu viel Routine besteht? Dass mit der Routine muss ich mit “ja” beantworten. Aber ich habe das Glück, beruflich halbwegs unabhängig zu sein. So kann ich dann doch immer wieder abwechslungsreiche Dinge tun, die das ganze etwas auffrischen. Im Alltagstrott verfliegt einfach sehr viel Lebenszeit und man muss wirklich im Auge behalten, wieviel Trott man zulassen muss.
Je mehr mein Leben von vergangenen Erlebnissen geprägt wird - und das wird es automatisch, da viele Erinnerungen durch gewisse Signale sofort aktiviert werden (Stichwort Flaschenzug) - desto weniger nehme ich die Einzigartigkeit des Momentes war. Und ich glaube daran liegt die wirkliche Kunst. Im gewohnten Umfeld immer wieder das Spannende und Neue zu entdecken. Wenn man das schafft, hört man nie auf zu Lernen.
Zum Schluss noch ein Zitat aus dem Buch “Schöpfer der Wirklichkeit”, welches es auch in meine “Weisheitenliste” geschafft hat:
“Die größte Entdeckung meiner Generation ist, dass der Mensch sein Leben ändern kann, indem er einfach seine innere Einstellung ändert.” (William James - gefunden in “Schöpfer der Wirklichkeit” von Dr. Joe Dispenza)
Bleibt gesund und wach!
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