Vor einiger Zeit hatte ich ein langes Gespräch mit einer guten Bekannten. Sie war mehrere Jahre mit einem verheirateten Mann liiert, der von heute auf morgen unerwartet verstorben ist. Gestern noch in Liebe verabschiedet und am nächsten Tag: Leere, Traurigkeit und vor allem Einsamkeit. Denn als Geliebte hat man überhaupt keine Möglichkeit, noch irgendetwas für den verstorbenen zu tun und steht hilflos und eben alleine da.
Bis zu diesem Gespräch habe ich noch nie darüber nachgedacht - ich war aber auch noch nie in der Position als “Geliebter” zu agieren bzw. eine “Geliebte” an meiner Seite zu haben. Was den Verlust angeht, so kann ich nur vom Tod meiner Mutter sprechen und weiß von daher, wie wichtig das persönliche Abschied nehmen ist. Dabei war für mich ganz wichtig den geliebten Menschen bis zum Schluss zu begleiten, mich vom gestorbenen noch einmal in Ruhe verabschieden zu können, seine persönlichen Dinge zu durchforsten und dadurch noch einmal viele Geschichten Revue passieren zu lassen. Erst jetzt - gute zweieinhalb Jahre später - trenne ich mich von den letzten Sachen und behalte nur ganz wenige Erinnerungsstücke.
All das bleibt einem in der Position als Geliebte(r) verwehrt. Wenn man von dem “Hauptpartner” nicht akzeptiert ist oder dieser gar nichts davon weiß, ist alles abgeschnitten. Das lässt einen in einer Hilflosigkeit sitzen, die sehr schwer zu ertragen ist. Wenn die ganze Beziehung wirklich nur unter vier Augen stattfand, kann man nicht mal mit jemandem darüber offen reden. Der wichtigste Mensch und unter Umständen der einzige Mitwisser ist auf einmal weg - für immer. In diesem Falle war das allerdings nur bedingt so, da die Beiden Ihre Beziehung schon auch mit gemeinsamen Freunden geteilt haben. Nur eben seine Frau konnte und wollte das ganze nicht akzeptieren - einerseits verständlich, irgendwie aber auch nicht. Wenn ich jemanden wirklich Liebe, bin ich an seinem Glück interessiert - auch wenn dazu andere, nahe Menschen gehören. Das ist jedenfalls meine Auffassung.
Es hat sehr lange gedauert, bis meine Bekannte diesen Schmerz verarbeiten konnte und manchmal ist er immer noch präsent, obwohl es schon mehrere Jahre her ist. In diesem Gespräch wurde mir die Hilflosigkeit in so einer Situation das erste mal wirklich bewusst.
Vielleicht ist es an der Zeit, den Status der bzw. des Geliebten upzugraden. Zu lieben hat nichts anrüchiges und sollte schon gar nicht versteckt werden. Geliebt zu werden ist das einzige, was das Leben wirklich lebenswert macht. Also sei stolz darauf, Geliebter oder Geliebte zu sein.
Bleibt gesund und wach!
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