top of page

Echokammer



„Wieso kommt ein Podcast mit dem Titel „Echokammer“ unter der Gedanken- und nicht unter der 19 Zoll-Gespräch-Rubrik?“ Das ist sicherlich die Frage, die dem ein oder anderen in den Sinn kommt. Eine Echokammer ist doch ein Begriff aus der Tontechnik und war der Vorläufer der digitalen Reverbgeneratoren, klassisch Hallgeräte genannt. Tatsächlich hat man in den 50er und 60er Jahren in großen Tonstudios separate Räume gebaut, die als Hallräume gedient haben. In diesen Räumen stand dann ein Lautsprecher und mindestens ein Mikrofon, damit man ein Signal in den Raum schicken und die Resonanz des Raumes wieder aufnehmen konnte. Diese aufwendige - oder sagen wir besser Raumintensive - Technik gehörte lange zum Standard. Natürlich wurden auch Musiker oder Sänger direkt in entsprechende Räume gestellt und gleich zusammen mit dem Hall aufgenommen. Nachteil: Der Hall war - einmal aufgenommen - nicht mehr zu ändern. Später kamen dann die digitalen Hallgeräte und dass ganze wurde merklich komfortabler. Konnte man dann im Nachhinein mit einem „trocken“ aufgenommenen Signal, die verschiedensten Raumsimulationen ausprobieren. In meiner Anfangszeit in der Musikproduktion gab es zwar schon gute Hallgeräte, allerdings fehlte mir das nötige Kleingeld und so haben wir uns auch oft des Badezimmers oder des Kleiderschrankes für gewisse Aufnahmen bedient. Aber darum soll es heute eigentlich gar nicht gehen - dies lediglich als kleiner Exkurs in den Begriff der Echokammer.


Wieso also der Podcast „Echokammer“ in der Gedanken-Rubrik?


Wir leben aktuell in recht turbulenten Zeiten, wobei ich als über 50-jähriger schon deutlich turbulenteres erlebt habe - bin also nach wie vor entspannt. Die Politik und die Mainstream-Wissenschaft scheinen immer mehr zu versagen und viele Leute fragen sich inzwischen, was da eigentlich los ist?! Wieso werden offensichtlich falsche Entscheidungen nicht zurückgenommen oder sogar immer weiter getrieben, obwohl sie für den halbwegs denkenden Menschen offensichtlich fragwürdig erscheinen?


Meiner Beobachtung nach bewegen sich immer mehr Menschen in sogenannten Echokammern. Man umgibt sich nur noch mit den Menschen, Kollegen und Experten, die der gleichen Meinung sind und fühlt sich damit voll und ganz bestätigt. Kritische Meinungen oder andere Expertisen werden direkt unter diversen Vorwänden diskreditiert und ausgeschlossen und somit nicht mehr gehört. Die gesunde Diskussion wird somit zu großen Teilen im Keim erstickt und man diskutiert nur noch über Kleinigkeiten: „Sollen wir es so oder so machen?“ Aber ob es Sinn ergibt, es überhaupt noch zu machen - darüber wird gar nicht mehr gesprochen. In der Psychologie nennt man das ganze „Framing“. Das heißt es wird ein Rahmen - eine Denkgrenze - gesetzt, innerhalb derer die Diskussion stattfinden darf. Alles außerhalb dieses Rahmens darf nicht mehr in Betracht gezogen werden.


Das war wahrscheinlich schon immer so, allerdings spitzt sich das ganze aus meiner Sicht immer mehr zu und manövriert einen Großteil der Menschheit in eine Sackgasse, die ich wirklich für gefährlich halte. Dabei wäre es jetzt gerade notwendig, mal wieder einen Blick über den Tellerrand hinaus zu wagen - aber da wird man schnell zum Verschwörungstheoretiker oder was die Kampfbegriffkiste noch so hergibt. Dank der Mainstream-Medien (und leider auch großen Teilen der Mainstream-Wissenschaft) wird ja immer klarer definiert, was der einzuhaltende Rahmen ist. Und wer darüber hinausgeht … dafür werden uns auch immer direkt die entsprechenden Kampfbegriffe mitgeliefert, um das ganze sofort als Unsinn oder schlimmeres zu deklarieren. Bloß nicht mehr nachdenken - also außerhalb des gewünschten Gedankenkorsetts.


Viele Menschen denken aber mehr und mehr nach und wundern sich, was teilweise für absurde Entscheidungen getroffen werden. Aus meiner Sicht liegt das an den Echokammern, in denen sich viele der Entscheider bewegen und sich nur noch die Richtigkeit der eigenen Entscheidungen bestätigen lassen. Das kann jeder an sich selber sehen: Egal welche Meinung ich zu welchem Thema habe: Google Deine Meinung und Du bekommst Sie von hunderten Experten bestätigt - und schon ist für Dich das Gegenteil absoluter Blödsinn. Google dann mal das Gegenteil Deiner Meinung und Du bekommst es genau so bestätigt - natürlich auch von seriösen Experten mit Belegen etc. Und schon kommen die Kampfbegriffe in den Sinn, um das ganze zu diskreditieren. Funktioniert wirklich gut, nicht war?


Raus aus den Echokammern und mal wieder die Gedankenschleusen in alle Richtungen öffnen. Und vor allem: Empathie für die andere Seite - versuchen zu verstehen, warum andere Leute vielleicht anders denken und nicht einfach die Kampfbegriffschublade aufmachen und den anderen einfach niederstrecken. Es würde sich so vieles zum besseren wenden.


Bleibt gesund und wach!



bottom of page