Wie ich ja im letzten Artikel geschrieben habe, hat mich die Facebook Aktion “10 erste Alben, die Dich maßgeblich beeinflusst haben” wirklich angesprochen, auch wenn ich sonst kein großer Facebook-Freund bin. An der Aktion nehmen ja sehr viele gerade Teil (man muss sich ja die Zeit im Homeoffice vertreiben) und ein bekannter von mir postete (nein, keine Pastete - sch…. Denglisch) dann unter einem Cover: “Endlich mal was sinnvolles an dieser Aktion….” und packte dann einen Link zu einer neuen Veröffentlichung dahinter. Wie so oft, sind es die kleinen Dinge, die mich dann zum Nachdenken bringen.
Zuerst hat er mich natürlich direkt angesprochen - klar, was bringt diese ganze Cover-Posterei, außer vielleicht Werbung für die alten Acts und ein paar “Daumen hoch”? Ist ja wirklich sinnlos, oder? Oder war es vielleicht doch sinnvoll, ein paar Stunden in der Vergangenheit zu schwelgen und sein bisheriges Leben mal anhand einiger Eckdaten Revue passieren zu lassen und dem “Hier und Jetzt” für ein paar Momente zu entfliehen? Ich für mich kam dann doch zu letzterem Ergebnis - ich fand diese Aktion sehr sinnvoll, da sie mir wirklich ein Stück Lebensqualität gebracht hat. Und zwar Lebensqualität, die ich erlebt (und auch gelebt) habe. Im Nachhinein war da ganz schön viel schönes dabei, was man aber in der damaligen Zeit nur bedingt gesehen oder vielleicht sogar ganz anders gesehen hat.
Klar habe ich die erste Dame meines Herzens in jungen Jahren nicht angesprochen und meine Gefühle offenbart. Und ja - es hat auch oft wehgetan, wenn sie sich mal mit anderen Jungs unterhalten hat, aber was bleibt letztendlich von der Erinnerung übrig: Ein durch und durch schönes Gefühl an eine unglaubliche Zeit. Je mehr ich darüber nachdenke, desto mehr fällt mir auf, dass ich mich an soviel gutes Erinnern kann, was beim tatsächlichem Erleben oft gar nicht als gut wahrgenommen wurde. Geht es euch auch so?
Da kommt mir spontan die erfolgreiche Zeit in der Musikproduktion. Ich kann mich gut erinnern, dass ich das ganze schon genossen habe, aber glücklich war ich tief in mir drin damals nicht. Private und geschäftliche Beziehungen liefen nicht immer gut und die meiste Zeit in dem erfolgreichem Treiben war zwar das Konto gut gefüllt, das dicke Auto stand vor der Tür und die dicke Armbanduhr protzte vom Handgelenk … aber ich war alleine und wusste oft gar nicht, wofür ich das ganze Theater eigentlich veranstalte. Kann mich noch gut an ein Gespräch mit meiner Mutter erinnern: Ich hatte gerade die ersten Gold- & Platinplatten erhalten und redete mit ihr über den Sinn des Lebens. War ein sehr gutes, melancholisches Gespräch. Irgendwie war ich damals nicht bei mir in meiner Mitte. Kann man aber wahrscheinlich gar nicht in jüngeren Jahren - dazu braucht es wahrscheinlich Lebenserfahrung?! Im Rückblick wieder war das alles allerdings eine verdammt gute Zeit, die ich nicht missen möchte und alle Höhen und Tiefen waren extenziell wichtig für mein Leben. Also auch hier eine wirklich gute Zeit - allerdings erst im Rückblick.
Also werfe ich mal einen Blick auf das “Hier und Jetzt”: Da kann ich auch nicht sagen, dass ich alles toll finde - es gibt ganz schön viele Sachen, mit denen ich nicht zufrieden bin. Gefühlt gibt es schon einige Baustellen, die es zu meistern gilt. Wie wird die jetzige Zeit wohl im Rückblick aussehen - an was werde ich mich erinnern? Wenn ich mich konzentriere und versuche die jetzige Zeit im Rückblick zu sehen, kommt plötzlich schon wieder das Kribbeln im Bauch und ein ganz tolles Gefühl auf. Mit einem leichten Grinsen im Gesicht sitze ich gerade da und ich finde alles, was ich gerade noch als eher “normal” bis “leicht problematisch” gesehen habe, als durchweg gut an. Es fühlt sich so an, als wird auch in dem jetzigen Moment ein Stück tolle und spannende Geschichte geschrieben. Unglaublich, wie schnell sich der gesamte Chemiehaushalt des Körpers Aufgrund von Sichtweisen und Gedanken von eben auf jetzt ändern kann: Ich fühle mich sehr, sehr gut! Und was ist das?
Richtig: “Endlich mal was Sinnvolles”
Bleibt gesund und wach!
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