Eine der wichtigsten Dinge, die man im Alter gehen lassen darf, ist es anderen gefallen zu wollen. Für mich war das einer der wichtigsten Schritte, um endlich ein entspanntes Leben im eigenen Sinne zu führen. Ich war wie die meisten Menschen mehr an der Meinung der anderen über mich interessiert, als an meiner eigenen. Ist ja auch kein Wunder - lernen wir bereits im frühen Kindesalter, wann Mamma und Papa uns lieben und wann nicht. Meist nicht in den ersten ein oder zwei Jahren, da dürfen wir noch so sein wie wir sind und unsere Bedürfnisse durch schreien, weinen und lachen frei ausdrücken. Auch schlafen und essen läuft nach unserem Rhythmus ab und die Welt richtet sich mehr oder weniger nach uns. Doch irgendwann scheint dann unser Verhalten auf einmal nicht mehr in Ordnung zu sein. Ab diesem Moment fängt man an, seine eigenen Gefühle und Bedürfnisse zu sortieren in „gut“ und „nicht so gut“. Hier beginnt die Spaltung der Persönlichkeit in das, was ich gerne wäre und wie ich besser zu sein habe. Und wenn wir das ganze perfektioniert haben, sind wir der ganze Stolz der Eltern und Familie - aber auch unser Selbst?
Ich habe eine sehr lange Zeit gebraucht, wieder zu mir zu finden und mit mir eins zu werden. Inzwischen verfalle ich so gut wie nicht mehr in mein gespaltenes ich und versuche zu gefallen um Lob und Anerkennung von anderen zu bekommen. Ich lebe und liebe, wie ich es für richtig halte. Was für ein befreiendes Gefühl!
Ich wünschte, ich könnte in der Zeit 30 Jahre zurückreisen und diese Erkenntnis meinem jüngeren ich im Jahre 1993 übergeben (damals war ich 21 Jahre alt). Ich hätte mir und auch anderen viel Kummer erspart, auch wenn ich rückblickend sagen kann, dass mein Leben wirklich sehr gut gewesen ist. Mit dieser Erkenntnis wäre es aber an vielen Stellen emotional deutlich einfacher und klarer gewesen.
Heute versuche ich meinen Kindern das Gefühl zu geben, dass sie gut sind wie sie sind. Ich glaube nicht, dass es sie davor komplett bewahrt, aber vielleicht verlieren sie sich selbst nicht so sehr im Gefallen für andere. Dann ist sicherlich schon viel gewonnen.
Wenn man immer versucht zu gefallen, ist das für mich die unbewusste Aufforderung „geh’ fallen“. Versuche „everybody’s Darling“ zu sein und leg Dich ordentlich auf die Schnauze, bis Du diesen Mist einfach sein lässt und Dich endlich fragst, wie so Du dauernd fallen gehst?!
Achte auf Dich und im Zusammenleben mit Menschen immer darauf, wie weit der Kompromiss für Dich tragbar ist, denn zusammen Leben ist immer ein Kompromiss. Jeder ist mit dem anderen zusammen und jeder lebt sein Leben. Kommt Dein Leben an der ein oder anderen Stelle zu kurz, dann ändere das und „geh“ nicht weiter „fallen“.
Bleibt gesund und wach!
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