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Lass sie doch - Gedanken zur Let Them Theory

  • Misar
  • 1. Nov.
  • 3 Min. Lesezeit

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Es ist mir schon oft in meinem Leben passiert, dass Bücher genau zum richtigen Zeitpunkt zu mir kamen. Manchmal finden Bücher dich.

So war’s bei mir auch mit „The Let Them Theory“ von Mel Robbins.


Die Geschichte ist eigentlich ganz unspektakulär:

Eine gute Freundin meiner Frau hatte das Buch von ihrer Psychologin empfohlen bekommen. Sie bestellte es – und bekam versehentlich die englische Version. Da der Titel gleich ist, merkte sie es erst, als es ankam. Also bestellte sie es nochmal, diesmal auf Deutsch, und meinte dann: „Ich hab’s doppelt – willst du das Englische?“

Klar. Ich meinte: „Gib her, warum nicht?“ Und so lag das Buch plötzlich bei mir.


Ich begann zu lesen – und dachte nach den ersten Seiten: „Aha, das ist wieder so ein typisch amerikanisches Chakka-Buch.“

Du kennst das vielleicht: jede Seite positiv, motivierend, ermutigend, bestärkend.

Und ich merkte, wie mich das schon wieder leicht genervt hat. Dieses ewige „You got this!“ und die Selbstbeweihräucherung der Autorin über ihre Erfolge lösten bei mir – ganz deutsch – fast allergische Reaktionen aus.


Ich finde das spannend.

Wir sagen zwar, wir wünschen uns mehr Optimismus, aber wenn jemand wirklich positiv und stolz auf seine Erfolge ist, halten wir’s kaum aus. Wir nennen es dann „oberflächlich“ oder „naiv“, wenn nicht sogar „angeberisch“.

Vielleicht, weil wir’s verlernt haben, Freude auszuhalten. Wir nehmen Leichtigkeit oft nicht ernst – als müsste alles Tiefgang haben, um von Bedeutung zu sein.

Der Deutsche geht ja auch gerne zum Lachen in den Keller. Auch Worte wie „stolz“ oder „das Glas ist halbvoll“ sind hierzulande eher schwierig. Wir haben es lieber „halb leer“ – und investieren viel Zeit darin, warum etwas nicht funktionieren wird, anstatt einfach zu machen und zu denken: „Das wird bestimmt richtig gut!“


Jedenfalls dachte ich erst: Na super, wieder so ein Selbsthilfe-Mantra-Buch.

Aber ich hab weitergelesen. Und irgendwann merkte ich: Genau das, was mich anfangs getriggert hat, war der Punkt des Buches.


Die „Let Them Theory“ ist im Kern so einfach wie kraftvoll:


Lass die Menschen um dich herum einfach sie selbst sein.

Lass sie denken, was sie denken.

Fühlen, was sie fühlen.

Tun, was sie tun.

Und mach dein eigenes Leben nicht davon abhängig.


Gerade in Beziehungen – akzeptiere die Menschen an deiner Seite so, wie sie sind. Du wirst sie nicht ändern. Wichtig ist nur, dass sie nicht deinen (Lebens-)Zielen im Weg stehen – und du nicht ihren. Wenn das der Fall ist, muss man getrennte(re) Wege gehen. Auch wenn es schmerzlich ist.


Wenn jemand dich nicht mag – let them.

Wenn jemand sich abwendet – let them.

Wenn jemand anderer Meinung ist – let them.


Nicht alles, was andere tun, braucht deine Korrektur, deine Energie oder deine Reaktion.

Und das gilt auch andersherum: Wenn du dich entscheidest, freundlich, positiv oder anders zu sein – let yourself. Oder wie Mel Robbins sagt: „Let me …“


Das ist vielleicht der Teil, der mich am meisten gepackt hat. Denn während ich dachte: „Muss das so amerikanisch optimistisch sein?“, war genau das der Spiegel.

Warum eigentlich nicht? Warum darf jemand nicht einfach begeistert, überzeugt oder glücklich sein – auch wenn’s einem selbst zu viel ist?


Mel Robbins schreibt in dem Buch (frei übersetzt):


„Was andere denken, sagt mehr über sie als über dich. Und was du fühlst, sagt mehr über dich als über sie.“


Das klingt banal, aber wenn man die Tiefe darin erkennt und anfängt ehrlich zu sich selbst zu sein, geht das unglaublich tief.

Gerade in einer Gesellschaft, in der Meinungen und Vorurteile wie Pingpongbälle fliegen und jeder glaubt, reagieren zu müssen.


Mich hat das Buch erinnert:

Manchmal besteht Freiheit einfach darin, nicht mitzuspielen.

Nicht zu erklären.

Nicht zu rechtfertigen.

Einfach zu sagen: „Let them …“ – und vor allem: „Let me …“


Und das Schöne ist: Das funktioniert in beide Richtungen – es schafft Abstand, aber auch Frieden.

Vielleicht ist das ja die eigentliche Revolution dieser kleinen Theorie:

Dass man andere Menschen nicht ändern muss, um sich selbst treu zu bleiben. Man kann es ohnehin nicht – also nutze diese Energie lieber für dich.


Wie Mel Robbins so treffend schreibt:


„Der einzige Mensch, mit dem du dein ganzes Leben verbringen wirst, bist du.“

Also akzeptiere dich, deinen Körper, dein Leben.

Wenn Du das tust, werden es auch die anderen.


Let them. Let me.


Bleibt gesund und wach!

 
 
 

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