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Wolke 3.7



Wer kennt sie nicht…die berühmte Wolke Sieben - der Zustand des unglaublichen Hochgefühls, der Schmetterlinge im Bauch, des verliebt seins?! Wer diese Gefühle schon erleben durfte, der kennt auch die Kehrseite davon: die Tränen der Trauer, die Wut, die Einsamkeit.


Die Phasen des Leids haben bei mir immer deutlich länger angehalten als die Phasen der Freude und so habe ich vor langer Zeit beschlossen, mich nicht mehr zu sehr in die Hochphase der Gefühle zu begeben - quasi als Selbstschutz. Damit bin ich die letzten 20 Jahre auch sehr gut gefahren - tolle Familie, einigermaßen erfolgreich und sorgenfrei durch das Leben geschritten. Vor ein paar Jahren habe ich es dann aber doch wieder erlebt: völlig unerwartet brachte mich eine Begegnung in das lange unterdrückte, unglaubliche Hochgefühl welchem erfahrungsgemäß natürlich auch der prompte Absturz folgte. Ich hatte ganz vergessen, wie stark Emotionen sein können.

Ich habe das ganze natürlich so schnell wie möglich versucht zu kontrollieren und habe es auch halbwegs erfolgreich hinbekommen. Allerdings beschleichen mich seit dem gewisse Zweifel, ob mein Vorgehen der emotionalen Unterdrückung das richtige ist?!


Durch einige emotional stark verletzende Emotionen in der Kindheit, habe ich die Strategie des „nicht mehr zu stark fühlen“ entwickelt. Ich bin kein Kämpfer und sobald ich merke, dass starke emotionale Schmerzen kommen könnten, räume ich lieber kampflos das Feld. Nüchtern betrachtet bin ich mit dieser Strategie gut gefahren, aber ist es wirklich lebenswert, emotional immer nur leichte Ausschläge zuzulassen?! Seit ich vor einigen Jahren plötzlich wachgerüttelt wurde, bin ich mir nicht mehr ganz sicher: Habe ich mich von positiven Emotionen immer zu stark ferngehalten und mir so ein „zu glückliches“ Leben verwehrt?

Kann man die volle Portion Glücksgefühl leben, ohne dann immer in einen ausgleichenden Schmerz zu fallen? Geht „Himmelhoch jauchzend“ auch ohne „zum Tode betrübt“ um mit Goethe zu sprechen? Geht „Manisch“ auch ohne „Depressiv“?


Auf Wolke Sieben ist man doch wie auf Droge, im Rausch des unendlichen Glücks. Nur leider lässt die Droge recht schnell nach und man landet auf dem Boden oder besser gesagt im Keller. Muss das so sein? Ich vermute Wolke Sieben ist einfach zu hoch und meine Strategie auf „Wolke 3.7“ zu bleiben, ist vermutlich vernünftig. Aber Unvernunft kann sich so verdammt gut anfühlen … vielleicht doch mal wieder auf Wolke Vier oder Fünf wagen? Wolke Sechs vielleicht auch noch, oder ist das dann wieder zu hoch? Von der Sechs zur Sieben fehlt ja nicht mehr viel … vielleicht diesen Schritt auch noch gehen?! Muss man immer fallen, oder kann man es vielleicht schaffen auf ewig im siebten Himmel zu bleiben?! Ist das dann auch gut für alle, oder gehe ich dann vielen als „Dauer manisch“ total auf den Keks? Ich weiß es nicht, werde aber langsam versuchen mich auf die nächst höheren Wolken zu wagen.


Bleibt gesund und wach!


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