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Ich bin dann mal weg


Am letzten Wochenende haben wir seit langem mal wieder einen Film geguckt - und zwar: “Ich bin dann mal weg”. Die meisten werden zumindest das gleichnamige Buch kennen, welches von Hape Kerkeling im Jahr 2006 geschrieben wurde. Ich selbst hatte es nie gelesen, somit kann ich keinen Vergleich zwischen Film und Buch ziehen. Am Anfang fand ich es etwas seltsam, dass Hape Kerkeling nicht selbst die Hauptrolle gespielt hat, aber der Schauspieler Devid Striesow macht das wirklich sehr gut und schnell hat man das unterschiedliche Aussehen vergessen. Uns hat der Film sehr gut gefallen, da er wirklich authentisch rüberkommt. Im Nachhinein fand ich es sogar besser, dass Hape die Rolle nicht selbst gespielt hat - ich glaube, das wäre auch schwer für ihn gewesen. Als Entertainer spielt man ja immer eine Rolle für die anderen und das Privatleben ist meist eine ganz andere Person, die man gerne für sich behält. Wenn man die dann aber nach außen tragen soll, ist das glaube ich nicht einfach. Fällt einem ja schon schwer genug, einfach mal man selbst zu sein und keine Rolle zu spielen - auch wenn man hauptberuflich kein Entertainer ist.


Wie komme ich jetzt eigentlich auf diesen Film? Ganz einfach:


Letzte Woche war meine Frau bei Ihrer besten Freundin und deren Bruder hatte kurzerhand beschlossen, dass er den Jakobsweg gehen möchte. Daraufhin hat er sich spontan mit allem ausgerüstet und soweit ich weiß, ging es letzten Samstag los. Ich finde solche spontanen Ideen ja super - hat mich echt beeindruckt. Vor allem ist er - so wie ich ihn kenne - jetzt eher nicht der super spontane Typ, aber gerade ist er dabei, einiges in seinem Leben zu verändern. Wie bei vielen in der aktuellen Zeit, hat er sich bestimmt auch gefragt: “Ist das, was ich so mache eigentlich cool? Will ich das weiterhin machen?” Passiert um mich rum immer mehr und ich finde das wirklich gut. Er hat auf jedenfall vor kurzem seinen Job gekündigt und will sich jetzt mit einer Idee selbständig machen … und davor mal eben kurz den Jakobsweg begehen.


Der Jakobsweg ist grob geschätzt 800 Kilometer lang - das ganze zu Fuß hinter sich zu bringen, finde ich schon beachtlich. Das man da an die Grenzen kommt und sehr viel Zeit zum Nachdenken hat, liegt auf der Hand. Ich glaube, dass macht das ganze auch so reizvoll. Komplett raus aus dem Alltag, aus allen Rollen und Verpflichtungen, die man jeden Tag erfüllt. Wochenlang nur mit sich selbst sein und den inneren Gesprächen lauschen, das kann einen wirklich weiter bringen. Ich persönlich meditiere ja gerne - da kommt man in einen ähnlichen Zustand. Allerdings ist es über diese lange Zeit, gepaart mit den körperlichen Anstrengungen und Entbehrungen, deutlich intensiver. Als ich den Film so gesehen hatte, hab ich auch große Lust drauf bekommen. Allerdings wüsste ich nicht, ob ich jetzt den Jakobsweg nehmen wollte. Wenn man dem Film glauben darf, ist da doch recht viel los und man wandert oft von einem überfüllten Bettenlager zum Nächsten. Das würde mich - wie Hape anscheinend auch - eher nerven. Ich könnte mir gut vorstellen, dass ganze einmal irgendwo in den Bergen zu machen. Mehrere Tage von Hütte zu Hütte in einer wundervollen Gebirgslandschaft - da bekomme ich doch gleich Glücksgefühle. Ich glaube ich schreibe das mal auf meine “Wunschliste” - aktuell wird das aber eher nichts, da wir ja voll in der “Junge Kinder, Leben läuft Automation” sind. Da hat der Bekannte, der letzte Woche aufgebrochen ist, deutlich bessere Karten. Unabhängig, keine Kinder - das ist mit Sicherheit genau die richtige Zeit, um so ein Projekt jetzt anzugehen. Die aktuelle Situation weckt in mir auch oft das Verlangen nach einem längeren Ortswechsel - allerdings mit Familie. Aber das ist mit zwei Schulkindern natürlich alles nicht so leicht - von daher müsste noch einiges passieren, damit meine Schmerzgrenze erreicht wäre. Wobei ich mich schon oft frage, wo genau meine Schmerzgrenze liegt? Hätte man mir vor einem halben Jahr erzählt, was hier jetzt gerade so alles abläuft, hätte ich das eher für Science-Fiction gehalten und natürlich sofort festgehalten: “Dann wäre ich nicht mehr hier.” Ich bin’s aber immer noch….ist das jetzt ein gutes oder ein schlechtes Zeichen? Ich war ja noch nie der Typ für schnelle und konsequente Entscheidungen, sondern hab alles immer doppelt und dreifach überlegt - jedenfalls bei schwerwiegenden Entscheidungen. Finde das auch ziemlich gut - die Frage ist nur: Wann überlegt man zu lange? Da fällt mir zum Abschluss nur noch der Spruch “Hinterher ist man immer schlauer” ein. Mal sehen was noch so kommt und ob ich dann doch noch irgendwann sage: “Ich bin dann mal weg”. Wer Lust auf einen angenehmen Filmabend ohne blutrünstige Action hat, kann das ganze gerne als Filmtipp von mir ansehen. Vielleicht werde ich mir das Buch auch nochmal irgendwann vornehmen.


Bleibt gesund und wach!




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